Über das Gebäude

In der Hafencity, nahe dem S-Bahnhof Veddel, befinden sich die drei Lagerhäuser G, H und F am Dessauer Ufer. Erhalten von dem ab 1903 erbautes Speicherkomplex in seinen alten Zustand ist lediglich das Lagerhaus G. Die anderen beiden Lagerhäuser wurden neu gebaut.

Das Lagerhaus G ist ein 1903 errichteter Bodenspeicher am Dessauer Ufer (heute: Dessauer Straße) im Hamburger Stadtteil Kleiner Grasbrook. Das Gebäude, das von 1944 bis 1945 als KZ-Außenlager Hamburg-Dessauer Ufer (Hamburg-Veddel) des KZ Neuengamme genutzt wurde, liegt am Binnenschiffhafen Saalehafen im östlichen Teil des Hamburger Hafens innerhalb des bis 2012 bestehenden Freihafens.

Das Lagerhaus verfügt über drei Böden und ist durch Brandmauern in acht Sektionen untergliedert. Zu jeder Sektion gehört land- und wasserseitig je ein Außenaufzug mit Windhäuschen.

Die drei Lagerhäuser F, G und H am Dessauer Uferwaren nach der Verlagerung des Tabaks von Reemtsma in dezentrale Lager Deutschlands im Sommer 1943 das größte Massenlager für Zwangsarbeiter in Hamburg, vor allem italienischer Militärinternierter und sowjetischer Menschen.

Das Außenlager am Dessauer Ufer war im Juni 1944 im Lagerhaus G im Hamburger Hafen eingerichtet worden. Im Rahmen verschiedener zentral geplanter Programme sollten einige tausend KZ-Häftlinge aus Neuengamme im Stadtgebiet Hamburgs zum Einsatz kommen. Dies betraf das Schnellbauwohnungsprogramm des Reichswohnungskommissars (RWK), das „Geilenberg-Programm“ zur Beseitigung der Bombenschäden im Bereich der Treibstoffindustrie und schließlich das enorm erweiterte U-Boot-Bauprogramm des Rüstungsministeriums. 

Ab Juli 1944 wurde das Lagerhaus G ein Außenlager des KZ Neuengamme, in dem zuerst 1.500 jüdische Frauen aus dem KZ Auschwitz inhaftiert waren, um zur Zwangsarbeit in Hamburg unter dem Kommando der SS eingesetzt zu werden. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem Lagerhaus G an Markéta Müllerová aus Prag an eines der NS-Opfer.

Zum Oktober 1944 sollten alle noch in Hamburg leben jüdischen Menschen im Lagerhaus G kaserniert werden und hier über das Aufräumamt (heute Stadtreinigung) zur Zwangsarbeit eingesetzt werden. Die Bombardierung der Lagerhäuser und zu großen Teilen zerstörten Gebäude beendeten die Absichten des NS-Regime.

Durch das Bombardement und Zerstörung großer Teile der Lagerhäuser am Dessauer Ufer am 26. Oktober 1944 wurde 1.500 KZ-Insassen ins Gefängnis Fuhlsbüttel verlegt und dort in einem extra Außenlager festgehalten, getrennt von den Gefängnisinsassen. Ab dem 22. Januar 1945 kamen wieder KZ-Häftlingen ins Dessauer Ufer. Das Außenlager Fuhlsbüttel wurde zum 20. November 1944 aufgelöst und die Insassen kamen zurück in KZ Neuengamme und von dort in das Außenlager in die Spaldingstraße.

Ende April 1945 wurde das KZ Neuengamme aufgelöst und auch die Insassen in den Außenlager am Dessauer Ufer und der Spaldingstraße wurden u.a. ins Kriegsgefangenen-Stammlager nach Sandbostel verschleppt.

Das seit 1988 unter Denkmalschutz stehende Lagerhaus G ist ein Gebäudetyp, der in Hamburg kaum noch vorhanden ist. Es dokumentiert die historische Form der Lagerhaltung außerhalb der Speicherstadt mit ihrer für die damalige Zeit typischen Backsteinarchitektur.